Gradmesser von Produktivität und Wohlbefinden – warum sind Routinen wichtig?
Wenn wir über Gewohnheiten nachdenken, kommen wir nicht umhin, uns mit einigen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen auseinanderzusetzen. Gerade in den letzten Jahren ist das Interesse an Themen rund um Routinen, Gewohnheiten und deren gezielte Beeinflussung enorm gestiegen. Vor allem, weil man herausgefunden hat, dass das Ändern von Gewohnheiten nicht nur unser Verhalten oder unsere Denkweise beeinflusst, sondern sogar in der Lage ist, unser Gehirn neu zu strukturieren. Laut Studien beruhen mehr als 40 Prozent unserer täglichen Handlungen nicht auf bewussten Entscheidungen, sondern auf Gewohnheiten! Das ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass jede dieser Gewohnheiten – so banal und nebensächlich sie auch sein mögen – einen enormen Einfluss auf unsere Gesundheit, unsere Produktivität, unsere finanzielle Situation und letztlich auf unser ganzes Wohlbefinden haben. Grund genug, sich intensiver mit seinen eigenen Routinen zu beschäftigen.
4 Fakten über Gewohnheiten, die du kennen solltest:
- Es fällt uns gemeinhin leichter, eine neue Angewohnheit in unser Leben aufzunehmen, als eine alte Gewohnheit abzulegen.
- Es braucht im Schnitt 66 Tage, bis man eine neue Aufgabe automatisch ausübt, – egal, ob es sich dabei um 50 Sit-ups am Morgen handelt oder um den Vorsatz, jeden Mittag ein Stück Obst zu essen.
- Große Verhaltensänderungen gelingen uns häufig dann am besten, wenn sich gravierende Dinge in unserem Leben ändern (eine neue Beziehung, ein Jobwechsel etc.). Man spricht hier auch von den sogenannten „teachable moments“.
- Das Wichtigste aber ist und bleibt: Wir sind nicht Sklaven unserer Gewohnheiten und können gezielt Einfluss auf sie nehmen. Oder, wie Charles Duhigg es in seinem Buch [1] ausdrückt: „Gewohnheiten lassen sich ändern, wenn wir verstehen, wie sie funktionieren.“
Auslösereiz, Belohnung und Verlangen – Wie entstehen Gewohnheiten?
Laut Wissenschaft entstehen Gewohnheiten, weil unser Gehirn unentwegt nach größtmöglicher Ökonomie strebt. Sprich: Es sucht permanent nach Wegen, um sich weniger anstrengen zu müssen. Daher verwandelt es Tätigkeiten in Routinen, um häufiger herunterfahren und auf Sparflamme arbeiten zu können. Ein gutes Beispiel ist hier das Autofahren. Haben wir es einmal erlernt, beherrschen wir es nahezu im Schlaf; unsere Füße treten wie von selbst die Pedale und wir wechseln fast schon gedankenverloren in den nächsten Gang. Sofern man eine solche Gewohnheit nicht gezielt bekämpft, kann sie sich automatisch entfalten. Und sie verschwinden in der Regel auch nicht plötzlich (Das ist der Grund, warum wir nach einem zweiwöchigen Urlaub immer noch Autofahren können).
Leider kann unser Gehirn nicht zwischen guten und schlechten Angewohnheiten unterscheiden. Und selbstverständlich verfallen wir viel häufiger solchen Gewohnheiten, die einen sofortigen angenehmen Nebeneffekt für uns haben und unser Belohnungszentrum im Gehirn ansprechen – sei es die Tüte Chips am Abend vor dem Fernseher, oder dass wir uns am Morgen im Bett erst einmal durch die Timeline von Instagram scrollen, anstatt die Zeit für eine Joggingrunde zu nutzen. Daher ist es auch so schwierig, sportliche Aktivitäten oder eine gesunde Ernährungsweise zu einer Gewohnheit werden zu lassen. Unser Gehirn ist nämlich ein ziemlich unvernünftiger Hedonist, der nach schneller Belohnung verlangt und in der Regel die Sahnetorte dem Obstteller vorzieht.